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8. Tag, Snæfell - Brúarjökull

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Copyright © 2003 Dieter Graser

Donnerstag, 24. Juli 2003


Bis 6:30 Uhr geschlafen. Das Wetter ist trocken aber tiefe und dunkle Wolken ziehen nördlich am Snæfell vorbei. Die Hütte liegt wie gestern genau im Lee des Berges und so sieht es hier etwas freundlicher aus. Auch im Süden sind die Wolken sehr tief und kappen jeden Hügel, der mehr als 100 m über das Hochland aufragt. Egal, heute genügt mir brauchbares Wetter für die 18 km bis zum Gletscherrand.

Aufbruch um 8:00 Uhr. An der ersten Furt holt mich der Bus von Tanni Travel mit der Wanderergruppe von "Ultima Thule" die ich auch beim Aufstieg zum Snæfell getroffen habe ein. Sie winken mir zu und der Bus setzt noch einmal durch den Bach zurück und ich werde übergestezt. Sie wollen heute über den Eyjabakkajökull zur Geldingafell Hütte gehen und haben heute die größere Aufgabe vor sich. Fröhliches, vielstimmiges "Have a good trip - and good luck!" zum Abschied.

Komme heute gut voran. Bin ausgeruht und eingelaufen - die Stiefel wohl jetzt ebenfalls. Nach zwei Stunden Gehzeit ein erste Pause auf einem Sitzstein. Das isländische Paar von gestern Abend kommt mit seinem Jeep vorbei und hält an. Sie steigen aus und wir quatschen noch ein wenig. Dann weiter den ziemlich steilen Anstieg zum Bjálfafell hinauf. Mit zunehmender Höhe tauche ich in Nebel und Nieselregen ein. Ein frischer Wind aus Südost bläst mir ins Gesicht. Anorak und Regenhose sind nun angesagt. Dann etwas flacher hinunter in das Tal nördlich des Höhenzuges Háalda. Die Isländer kommen mir wieder entgegen und diesesmal schießen wir "Erinnerungsphotos" - wirklich nett die beiden. Sie erzählen mir, daß sie hinter dem nächsten Rücken, in einiger Entfernung Rentiere gesehen hätten.

am Gletscherrand
Nach kurzer Wetterbesserung regnet es wieder leicht. Die Piste führt tatsächlich bis zum Gletscher. Auf allen Karten endet sie schon ein gutes Stück weiter nördlich. Über zwei weitere Höhenrücken komme ich in die Endmoränen. Jetzt gilt es einen Zeltplatz zu finden. Nicht ganz einfach in diesem Moränenschutt, aber in einigen Vertiefungen gibt es am Rande kleiner Seelein moosigen Untergrund. Finde einen leidlich flachen Platz. Als ich die Heringe mit dem Absatz durch das Moos in den Kies drücke, habe ich sie damit gleich unter Wasser gesetzt. Schwer zu schätzen, wie weit es noch zum Gletscherrand ist. Zwei- oder Fünfhundert Meter oder ein Kilometer? Das Phänomen kenne ich. Der Gletscher liegt da wie der schmutzig, graue Rücken eines an einen kiesigen Strand geworfenen weißen Wals. Ich bin die Ameise deren Horizont er verdeckt.

Eine gute Stunde Nachmittagsschlaf. Habe gelesen, die Aufzeichnungen weitergeführt und mir dann ein Chili con Carne gekocht. Inzwischen regnet es richtig kräftig. Das möchte ich nicht auf dem Gletscher erleben. Dort versickert nichts. Solange das Wasser nicht in einer Spalte verschwinden kann schießt über das Eis hinunter wie auf einem Blechdach. Abwarten was der nächste Morgen bringt.


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