4. Tag, Selá - Hellisá

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Dieter Graser © 2006

Mittwoch, 19. Juli 2006


Selá
Der Wecker piepst, wie üblich wenn ich auf Tour bin, um 6:00 Uhr. Das Wetter ist leicht bewölkt, windstill und im Norden scheint es klar zu sein. Aufbruch um 8:15 Uhr. Verlasse auf der flach ansteigenden Piste das Tal der Selá und wechsle hinüber in das Tal des Stjórn. Komme an der Hütte Eintúnháls vorbei, welche offensichtlich für den Schafabtrieb genutzt wird. Alte, überwachsene Wiesenmauern umgrenzen die Weiden unterhalb der Hütte. Die Piste ist gut zu gehen und sehr abwechslungsreich.

Eintúnháls
Das Tal verengt sich und direkt neben der Piste zeigen sich interessante Felsformationen. Dann ein kurzer aber heftiger Anstieg. Die Gegend ist bergiger als gedacht. Nach und nach überholen mich sage und schreibe 7 Busse. Aber das stört mich nicht. Das Gehen macht Spaß, ich bin gut drauf und fühle mich fit. Die Steigungen geben der Strecke nur die richtige Würze. Die hohen dünnen Wolken schieben sich langsam weiter nach Norden und lassen die Sonne kaum mehr durch. Trotzdem ist es so warm, daß ich keine Jacke brauche. Habe nun merkbar Rückenwind. Mittagspause nach der Furt an der Geirlandsá. Ich fläze im trockenen Moos und freue mich über diesen isländischen Sommertag.

Am Nachmittag holt mich ein weißer Pickup mit der Aufschrift "Skaftafell" ein und hält an. Der Fahrer ist Naturschutz Ranger fragt ob er meinen Rucksack ein Stück weit mitnehmen soll. Ich lehne dankend ab, denn ich befinde mich sozusagen im "Training on the tour". Er fragt mich weiter, wo ich noch hin will und was ich noch vorhabe. Ich erkläre ihm meine Route und wo ich vorhabe zu zelten. Natürlich weiß ich, daß Camping im Naturschutzgebiet nicht erlaubt ist und er ist beruhigt über meine Platzwahl. Ihm geht es darum, daß niemand direkt bei den Lakikratern zeltet und das empfindliche Moos dort zertrampelt. Ist doch vor ein paar Jahren sogar ein bedeutender Politiker zu einer empfindlichen Strafe verurteilt worden, weil er dort durch die geschützten Moosflächen geritten ist.

Wegmarkierung
Am Nachmittag beginne ich wie üblich bei Pistenwanderungen die Fußsohlen zu spüren. Suche mir einige Male einen brauchbaren "Sitzstein", der so geformt ist, daß der Rucksack unterstützt wird. So wird der Rücken entlastet ohne daß ich den Rucksack absetzen muß. Kontrolliere mein Vorankommen anhand von Karte und GPS. Der Wegpunkt LAEKUR (Bach) erweist sich trocken - also eie Furt weniger auf dieser Route. Kurz vor 16:00Uhr erreiche ich das breite, flache Tal der Hellisá. Weiche Moospolster und etwas Gras an einem kleinen Bach an der südlichen Talseite sind eine Aufforderun, das Zelt dort aufzustellen.

Bin ziemlich geschafft als ich mich im Zelt auf der Isomatte ausstrecke. Ehe ich mich versehen habe, habe ich zweieinhalb Stunden geschlafen. Es ist schon nach 19:00 Uhr und höchste Zeit für ein warmes Abendessen. Ich tauche tief in den Futtersack. Als erstes stoße ich auf ein Paket mit 1 kg Früchtemüsli. Nanu, das sollte doch genauso in dem Futtersack, den ich nach Skaftafell geschickt habe sein, wie das Milchpulver und die Packung Mousse au Chocolat. Beim Durchzählen der Packungen mit den Trekkingmahzeiten bestätigt sich ein böser Verdacht: ich habe den falschen Futtersack in den Rucksack gepackt. Ich habe nun unnötigen Balast mit (z.B. doppelt soviel Müsli wie nötig), dafür zu wenig warme Mahlzeiten! Es stellt sich aber heraus, daß es nicht so schlimm ist, wie ich im ersten Moment befürchtet habe. Wenn ich mich etwas einschränke, dann reichen meine Vorräte auch für 10 Tage. Die Tour ist also nicht gefährdet. Es schadet auch nichts, wenn die Reserven an den Rippen ein wenig angetastet werden.

Am Abend haben sich tief aufliegende Wolken von Süden her über die flachen Höhenzüge geschoben. Ab und zu nieselt es fein auf das Zelt. Um 22:00 Uhr raffe ich mich doch noch zu einem kurzen Bad im Bach auf.


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