11. Tag, Hlöðuvík - Hesteyri - Ísafjörður

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Dieter Graser © 2014

Montag, 13. Juli 2010


Um 6:30 Uhr wieder fast klarer Himmel und kaum Wind. Habe mich noch bei John und Kurt verabschiedet und bin um 8:30 Uhr losgegangen. Habe heute eine Wegstrecke von 15 km vor mir und rechne damit am Nachmittag ein Fährboot von Hesteyri nach Ísafjörður zu erwischen.

Strandgut
Am Ende der Bucht ist der Talbach zu furten. Direkt an seiner Mündung sind große flache Steine in den Bach gelegt worden und so ist die Furt nur etwa knietief. Auf der anderen Bachseite steht ein dreieckiges Toilettenhäuschen für Wanderer, die dort zelten wollen. Ein wenig westlich des Baches springen die steilen Ausläufer des Álfsfell ein wenig vor und trennen die Hlöðuvík von der Kjarvansvík. Der Weg führt an dieser Stelle über das grobe Strandgeröll. Finde dort das übliche Strandgut, aber auch einen Walknochen und den Kopf einer Puppe. An der Mündung des Baches der Kjarvansvík liegt mitten in einem Gewirr aus weißen Treibholzstämmen ein großer, rostiger, tonnenförmiger Tank - oder war das einmal ein Schiffskessel? Über den Bach selbst kann man auf einer Brücke aus zwei Treibholzstämme balacieren - vorausgesetzt, man sieht sie rechtzeitig und furtet nicht, wie ich, hundert Meter weiter oben.

Kjarvansvíkurskarð
Die Gruppe von Vesturferðir holt mich an der Furt ein und wir machen gemeinsam Pause. Der Aufstieg durch das Tal hinauf zur Kjarvansvíkurskarð ist ein Genuß. Der Weg ist nicht zu verfehlen. Er verläuft zunächst am (orographisch) linken Bachufer und hat erst unmittelbar vor der Passhöhe eine steinige Steilstufe, die es zu überwinden gilt. Die Passhöhe selbst ist mit einigen Steinwarten gekennzeichnet.

Andbrekkur
Auf der Südseite des Passes verschwindet der Weg kurz unter eine steilen Schneefeld. Auf den ersten schönen Moospolstern unterhalb der Schneefelder mache ich eine ausgedehnte Rast mit Blick über die Jökulfirðir und döse etwa eine halbe Stunde in der Sonne. Ein Paar aus Frankreich lässt sich durch mich inspirieren und wir rasten gemeinsam an dieser Stelle. Weiter unten geben große Steinwarten die Richtung vor. Die Warten führen einen immer etwa auf gleicher Höhe bleibend auf der breiten Bergterrasse Innri-Hesteyrarbrúnir über dem Hesteyrarfjörður nach Süden.

Kúsbrekka
Die 8 km bis Hesteyri ziehen sich dann aber unwerwartet in die Länge, da der Weg auf der Höhe der Blockschuttzone bleibt und sich immer wieder im groben Geröll verliert. Erst kurz vor Hesteyri endet die Terrasse und man steigt über die Kúsbrekka steil hinab zu der kleinen Häuseransammlung am Strand. Überraschend stellt sich noch ein altes Schneefeld in den Weg doch schnell ist der Abstieg geschafft.

In Hesteyri lockt das bekannte, nur während der Saison betriebene "Sommercafé", mit Kaffee und frischen Pfannuchen. Es herrscht reger Andrang und Betrieb. Kann mir gerade noch einen Platz an einem Tisch ergattern. Es sind zu den Tagesausflüglern auch einige Wanderergruppen da, welche von Westen, von der Aðalvík her kommen. Man sitzt auf der Veranda vor dem Haus und genießt die Sonne. Die charmante Chefin hat den Laden in allen Sprachen im Griff - sie sieht aus wie eine waschechte Isländerin, kommt aber aus Hamburg. Sie zeigt mir noch schnell die Zimmer des Hauses, das auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet.

Hesteyri
Um 19:00 Uhr kommt schließlich das Boot. Bis alles aus- und eingeladen ist vergeht eine gute halbe Stunde. Auf der Rückfahrt müssen bei Grunnavík noch zwei Schlauchbootladungen Tschechen aufgenommen werden (die Gruppe vom Smiðjuháls) und schließlich, um 21:00 Uhr legen wir in Ísafjörður an.

Überfahrt
Am Zeltplatz am Tunguskógur ist in der letzten Woche das neue Sanitärhaus feritggestellt worden und ich kann endlich ausgiebig duschen. Das Wetterglück hält auch noch am nächsten Morgen an: ruhiges Sommerwetter. Das Zelt und alles Material sind schnell ins Auto geworfen und ich starte noch vor 8:00 Uhr Richtung Reykjavík. Dass Autofahren so Spaß machen kann. Auf der ersten Teil der Fahrstrecke entlang der Jökulfirðir sind nur zwei andere Fahrzeuge unterwegs: ein Auto kommt mir entgegen, ein Motorrad überhole ich. Sechs Fjorde rein und raus - reinwärts kann man auf der anderen Fjordseite schon sehen, ob einem jemand entgegen kommen wird. Irgendwie vertraue ich darauf, dass der Sheriff mit der Radarpistole noch beim Morgenkaffee sitzt ich sollte wenigstens ein schlechtes Gewissen haben! Erst über die Þorskafjarðarheiði schalte ich zurück - trotzdem bin ich kurz schon nach Mittag in Reykjavík. Dort schüttet es wie aus Kübeln. Meinen Teil Sonne habe ich gehabt!






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