18. Tag, Galtará - Haukagilsheiši

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Dieter Graser © 2010

Sonntag, 2. September 2007


am Morgen
Irgendwann in der Nacht kein Regen mehr - das beruhigt. Um 6.00 Uhr Blick nach draußen: hohe Wolken und größere, blaue Löcher. Seltsamerweise tröpfelt es auf das Zelt - wo immer es auch herkommen mag. Zügig gefrühstückt und gepackt. Die Nacht muß kalt gewesen sein, denn Das Zelt ist auf der Westseite vereist. Schnell noch ein Foto und ich bin um 8:00 Uhr abmarschbereit - geht doch!

Warten
Zurück zu meinen Warten. Ich schalte das GPS in den Track Log Modus und lasse es den ganzen Tag mitlaufen. Das kostet zwar Strom aber dadurch zeichnet es meinen Weg genau auf. Tatsächlich stellt es sich zuhause bei der Auswertung heraus, daß selbst auf der 50.000er Karte der alte Reitweg in diesem Bereich sowohl Verlauf, als auch in der Lage mit bis zu 800 m Abweichung falsch eingezeichnet ist. Dies ist wohl dadurch zu erklären, daß die Karten auf Luftbildern beruhen, der Reitweg aber in diesem Bereich nicht aus diesen Luftbildern zu erkennen war. Terrestrisch vermessen wurde er offenbar nicht. Ich vermute, der Reitweg wurde einfach freihand eingetragen. Ein paar Warten werden meiner Aufzeichnug wohl entgangen sein, aber ich schätze, daß ich zwischen Seyšisá und Vestari Bugakvísl 90% aller Warten aufgenommen habe.

Warte mit Weiser
Nach kurzem Weg stellt sich heraus, daß meine Zeltbach doch noch nicht die Galtará war. Diese fließ ca 1 km weiter östlich und führt deutlich mehr Wasser. Na gut, jetzt glaube ich mich auch an 2 Bäche erinnern zu können. Die Warten am Wege sind zum Teil sehr schön und die Weisersteine weisen tatsächlich die Richtung zur nächsten Warte und nicht etwa nach Norden. Immer wieder fällt mein Blick zurück zu Hofsjökull, Kerlingarfjöll, Hrútfell und Langjökull. Über die niederen Höhenzüge des Žingmannaháls geht es nur langsam voran. Der Weg windet sich mit kurzen, oft steilen, An- und Abstiegen über eine Reihe von kleine Tälchen. Auch die Aufnahme der Koordinaten der einzelnen Warten nimmt gehörig Zeit in Anspruch. Zwischen manchen liegen gerade mal hundert Meter Wegstrecke - an zügiges Gehen ist nicht zu denken.

Schließlich komme ich zum Vestari Bugakvísl. Der Weg führt erst an dessen steilem Westufer entlang bevor man eine sumpfige Ebene erreicht bei der die Pferdespuren auf die schon weithin sichtbare Reiterhütte am Ašalmannsvatn zuhalten und den nun zu einer erdigen Jeeppiste gewordenen Weg verlassen. Über eine Hügelkette fürt mich diese zu einer ersten kleinen Furt. Wie auf meinen beiden ersten Touren brauche ich die Stiefel nicht auszuziehen - das Wasser ist seicht und klar. Die Piste verläß hier die Warten in Richtung Ost zur Furt über den Eystari Bugakvísl. Auch hier klares, nun aber knietiefes Wasser. An meinem alten Zeltplatz am anderen Ufer, mache ich eine Mittagspause.

Es ist 13:00 Uhr, der Tag ist zu jung und das Wetter zu gut um ihn nicht noch für ein paar Kilometer zu nutzen. Wie scheinbar immer an dieser Stelle: lästige kleine Fliegen! Also mache ich mich wieder auf den Weg. Erst der Piste nach Gilhagi folgend 150 m den Hang hinauf und dann am Abzweig links, nach Norden, parallel zum Fluß weiter. Auch hier folgt man einer Fahrspur. Nach ca 2 km trifft man auf die gut ausgebaute Piste F756 am Abzweig mit dem Schild "Gilhagadalur". Von dem Abweig aus kann man sehen, daß die diese Piste knapp unterhalb des Reitweges auf einem verrohrtem Damm den Bugakvísl quert. Eine solche Konstruktion kann nur funktionieren, wenn stromauf ein See den Abfluß so ziemlich konstant hält und somit keine größeren Hochwässer zu erwarten sind. Von rechts kommen einige einladende Bäche den Hang der Haukagilsheiši herunter. An einer ihrer kleinen Uferterrassen sollte sich heute ein Platz für das Zelt finden lassen.

Gegen 15:00 Uhr beschließe ich, daß es der nächste günstige Bach sein soll. Ich brauche nur 100 m weit um eine Ecke herum zu gehen, dann ist da ein weiterer Bach und gleich dahinter ein perfekt geschütztes Tälchen mit flachem und eben Boden - wie für mich gemacht. Bald steht das Zelt, alles kann nun trocknen und damit ist nun der gestrige Regentag abgehakt.

Haukagilsheiši
Mache erstmal Brotzeit und veruche ein Nickerchen. Mehr als eine Runde Dösen wird nicht daraus. Mache ein paar Photos von dem schönen Plätzchen und schreibe dann an den Aufzeichnungen. Zum Abendmenue "Elchfleisch Gourmettopf" scheint warm die Sonne auf das Zelt. Es hat voll aufgeklart und an meinem Westhang will ich sie bis zur letzten Minute genießen. Mein GPS sagt mir, daß an meinem Standpunkt der Sonnenuntergang heute um 20:38 Uhr erfolgen sollte. Desweiteren sagt es mir, daß sich die Tageslänge jetzt, Anfang September pro Tag um 5 Minuten verkürzt! Suche nach Heidelbeeren zum Nachtisch, finde aber nur wenige. Anschließend überprüfe ich meine Tourenplanung. Morgen werde ich ziemlich weit ins Męlifelldalur herunterkommen. Das bedeutet, ich könnte Übermorgen schon Vormittags die Straße bei Męlifell erreichen und mit etwas glück per Anhalter nach Varmahliš kommen und dort um 15:30 Uhr den Bus nach Akureyri erwischen. Mal sehen, ob das klappt.

Habe meinen Rücken mit Voltaren eingerieben. Muß mir wohl für die nächste Tour eine komfortablere Isomatte zulegen. Man wird nicht jünger.

Die Sonne geht genau um 20:38 Uhr unter. Nur kurze Zeit später ist die Feuchtigkeit an der Innenseite des Außenzeltes zu Reif gefroren. Die Zeichen sind nicht zu übersehen, es ist definitiv Herbst. Richte mich auf eine kühle Nacht ein und lese noch Björn Larsons "Keltischen Ring" zu Ende.


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