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Die übliche Morgenhektik auf dem Zeltplatz, da etwa zwei Drittel der Gäste zum BSÍ Bus will. Verabschiede mich von Rainer und
den Salzburgern, die sich nun auf den Weg in den Südosten Islands machen. Im 9:00 Uhr verstaue ich Pulka, Rucksack und Ski
im Landrover Martins und wir brechen auf in Richtung Žingvellir.
Martin
Aufbruch
Hundeschlitten Mache eine Pause. Die Sonne lädt zum Photographieren ein. Nach einer guten halben Stunde schirre ich mich wieder in die
Pulka ein. Gehe den nun steiler werdenden Hang schräg nach links ansteigend an. Immer wieder Risse im Schnee die auf
Spaltenbildung schließen lassen. Mit der Zeit beginne ich meine Oberschenkel zu spüren. Um 16:30 Uhr lasse ich es für den
ersten Tag genug sein und grabe mir ein kleines Plateau in den flachen Schneehang. Ich bekomme Besuch von zwei
Snowscooterfahrern. Offensichtlich Vater und Sohn. Es stellt sich heraus, daß es der Chef
der Firma Activity Group ist, welche unter anderem, hier den
Gletschertourismus betreibt. Da er fast jeden Tag hier oben ist, sagt er, wird er ein Auge auf mich haben. Das ist
sehr nett von ihm.
Soweit mein Tagebucheintrag. Tatsächlich hat, vier Tage später, die Firma Activity Group der von Jaki aus
startenden Rettungsmannschaft zwei Snowscooter zur Verfügung gestellt und von der Activity Basis Skálpanes aus war
eine weitere Rettungsmannschaft auf der Suche nach mir.
Eiríksjökull
Ok
Abend
Wir nehmen die Straße über Nesjavellir und so lerne ich
diesen Weg auch mal kennen. Immer wieder begleiten uns Regenschauer und tiefe Wolken aus Südost. Nach kurzer Kaffepause in
Žingvellir weiter nach Norden zur Kaldidalurpiste. An Bischofskreuz machen wir einen weiteren Stop. Nun versüßt von ein paar
Sonnenstrahlen. Im Kaldidalur dann bessere Sicht aber immer noch Schauer. Über dem Langjökull eine schmale Föhnlücke - es
sieht besser aus als ich gehofft habe. Ich werde etwas zuversichtlicher. Wie jede Strecke, die ich schon einmal zu Fuß
gegangen bin, ist auch die Fahrt durch das Kaldidalur voller Erinnerungen. Schließlich biegen wir nach rechts ab und fahren die
ruppige Piste nach Jaki hoch.
An der Hütte Jaki, von der aus Snowscooter und Hundeschlittentouren veranstaltet werden, steigen wir aus. Ich spreche
mit zwei Angestellten und bekomme Auskünfte über die aktuellen Schneeverhältniss auf dem Gletscher. 200 Höhenmeter weiter
oben am flachen Gletscherhang kann man das an der Schneegrenze liegende Camp der Schlittenhunde erkennen. Martin fährt mich
noch bis zum Schneekragen des Gletschers und ich mache mich fertig zum Aufbruch. Zum Abschied noch einmal Dank an den
sympatischen Martin und seinen Landy! Ohne ihn hätte ich wohl nur mit einem Taxi hier zu meinem Ausgabngspunkt kommen können.
Es ist 13:30 Uhr. Vom Gletscher weht ein frischer Wind herunter. Ich lege mich in den Zuggurt und stapfe los. Die Felle der
Ski greifen auf dem Eis. Die Pulka zerrt gnadenlos nach hinten. Ich will bergauf, bergauf. Eigentlich ist der Hang
gar nicht so steil und ich muß keine Serpentinen gehen, aber ich habe 50 kg Gepäck und da will jeder Höhenmeter seinen Tribut
gezollt bekommen. Erst geht es über teils grobkörniges Eis, matschigen Firn und bergabschießende Gletscherbäche. Dann ein
kurzer Übergang mit naßem Schnee und endlich guter, nicht zu weicher Firn. Nach knapp 1,5 Stunden erreiche ich das
Hundeschlittencamp. Zwei Teams sind gerade mit Touristen unterwegs. Ein drittes Gespann hat Pause. Die Hunde faulenzen
angekettet im Schnee. Unterhalte mich mit dem jungen Isländer der den mächtigen MAN 3-Achser fährt, mit dem er die
Touristen von der Jaki Hütte zum Hundeschlittencamp heraufbringt.
Endlich ist das Zelt aufgebaut, abgespannt und eingeräumt und schon geht ein Regenschauer nieder, kaum daß ich im Zelt bin.
Lege mich auf die Isomatte und ehe ich mich versehe habe ich eine Stunde geschlafen. Langsam ein Abendessen gekocht und danach
die Tagebuchaufzeichnungen fortgeführt. Von weiter unten am Gletscher dringt das Geheul der 30-köpfigen Hundemeute
herauf. Futterzeit auch bei ihnen. Klingt sehr nach Grönland. Um 21 Uhr fällt wieder Sonne auf das Zelt. Es wird sofort
angenehm warm und gemütlich. Was will man mehr?
Noch ein Gang nach draußen. Der Westhang, auf dem ich mich befinde, bekommt schönes Abendlicht. Der Himmel hat aufgeklart und
von Osten ziehen noch Wolkenfetzen über die südliche Kuppe des Langjökulls. Der Eiríksjökull im Nordwesten ist frei. Ich
mache viele Bilder.
Es ist 22 Uhr als ich in den Schlafsack krieche und noch immer wärmt die Sonne die Breitseite des Zeltes. Wecker auf 5:00 Uhr
gestellt.