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5. Tag; Eyjabakkar - Snæfell

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Copyright © Dieter Graser

Donnerstag, 6. August 1998

Ein freundlicher Morgen mit wenig Wind. Um 8:30 Uhr überschreite ich den Bach und verlasse mein Versteck in der Schlucht. Erst einmal weiter nach Norden und immer etwas Höhe gewinnend den noch flachen, von vielen kleineren und größeren Rinnen durchzogenen Osthang der Þjófahnjúkar entlang. So komme ich langsam auf die Höhe der Talmündung des Þjófadalurs. Zum Schluß sind noch ein, zwei steile Schutthänge zu queren und ich erreiche das kleine Hängetal das sich aber gleich zu einem breiten Talkessel weitet. Den nördlichen Talabschluß bilden die dunklen Abstürze des Snæfells welche sich in der Höhe in den Wolken verlieren. Die übrigen Berge der Umrahmung, die rundlichen Þjófahnjúkar, sind alle nur um die 1150 m hoch und damit deutlich niedriger als der Snæfell. Der Boden des Tales ist flach und feucht und es wächst nur wenig mehr als leuchtend grünes Quellmoos. Etwa in der Mitte eine interessante Erscheinung: ein etwa 1 m hoher moosüberdeckter Kegel mit einer 5 Meter breiten Basis und einer kraterförmigen Öffnung aus der Wasser sprudelt. Sieht aus wie ein kleiner Vulkan. Ich verlasse den Kessel durch einen schluchtartig engen Paß nach Westen. Von diesem versteckten Weg habe ich in einem isländischen Führer gelesen und auch der Führer der Wandergruppe hatte mir zu diesem Weg geraten. Hufspuren zeigen den Weg an. Hinter dem Paß rastet eine Gruppe von 6 Isländern. Wir halten einen kurzen Plausch - nun erkundigen sie sich nach den Verhältnissen auf dem Gletscher und ich kann Auskunft geben. Ein Mädchen spricht mich dann auf deutsch an, allerdings nicht mit dem etwas harten isländischen Akzent sondern weich, gedehnt, eher Richtung russisch. Die Grübchen an den Mundwinkeln standen ihr dabei aber ganz allerliebst zu Gesichte ( ... wie man so sagen könnte). Mit einem halben Regenschauer gehen wir wieder weiter - jeder in seine Richtung.

Einmal links, einmal rechts vom Bach weiter in der engen Schlucht bis sie auf einen weiten Talboden hinausführt und die Pferdespuren nach rechts, nach Norden, abbiegen. Immer wieder ist es ziemlich sumpfig von unten und naß von oben. Der Westwind sorgt dafür, daß sich die Wolken schön vor dem Snæfell abregnen Schließlich wechseln die Pferdespuren die auf die andere Seite eines ziemlich breiten Baches. Ich aber verzichte ihnen zu folgen, denn die Hütte, die nicht mehr allzuweit entfernt sein sollte, liegt auf meiner Seite ( ... wenn die Karte stimmt) und dann müßte ich noch mal durchs Wasser. Dafür handle ich mir wenig später die sehr steile und lockere Böschung eines Gletscherbaches ein. Aha, das also wollten die Reiter vermeiden. Über den Bach selbst kann ich mich gerade so drüberschummeln. Kurz darauf stoße ich auf die kurzen Markierungspfähle des Weges von der Hütte zum Gipfel des Snæfell. Nun kann ich auch schon die Hütte sehen und ich trudle dort gleichzeitig mit einer von Norden kommenden Reitergruppe ein. Während diese noch ihre Heiter versorgen müssen genieße ich die exklusive Aufmerksamkeit der "Hüttenwirtin", die mich gleich zum Kaffe nötigt.

Snæfell

Dank "Tanni Travel" hat auch mein Freßpacket den Weg von Akureyri hierher gefunden. In einer kurzen Regenpause baue ich unweit der Hütte mein Zelt auf. Es sind außer den Reitern noch mehr Gäste angemeldet und so verzichte ich lieber auf das freundliche Angebot und habe so meine Ruhe. Die Reiter habe ich schon im Flugzeug von Reykjavík nach Höfn gesehen und sie können es gar nicht fassen wo ich herkomme - aber irgendwie kann ich mit den "Horse People" nicht viel anfangen. Das isländische Begleit- und Kochpersonal ist dagegen viel umgänglicher. Und wie meinte doch die blondstabile Köchin? "Mei tirolerisch is des oanzige deitsch wos i ko!" Nicht schlecht für ein halbes Jahr Aupair auf einem Bergbauernhof bei Kufstein. Die Ruhe auf dem Zeltplatz währt allerdings auch nicht lange. Eine Horde Motorradfahrer aus Berlin und Köln fällt mit ihren Geländemaschinen ein. "Heute mit da Fähre anjekommen und nischt wie hier her" - na ja. Dafür genieße ich die Zivilisation in Form einen Duschhäuschens. Zwar primitiv mit Holzwänden und -boden aber mit warmen Wasser! Am Abend sind Hütte und Zeltplatz gut belegt, trotzdem ist die Nacht ruhig und frei von Störungen.


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6. Tag Snæfell