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16. Tag; Dyngjufell - Botni

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Copyright © Dieter Graser

Montag, 17. August 1998

Gestern Abend doch noch bis 23:00 Uhr gelesen. Erst gegen 7:00 Uhr aufgestanden, kurzer Gang nach draußen. 2/8 Lenticularis und ein frischer Wind talauswärts - es sieht gut aus für heute. Frühstück, packen, Hütte auskehren und wieder verschließen.

Dyngjufell Hütte

Um 9:15 Uhr mache ich mich immer der Fahrspur entlang auf den Weg nach Norden. Nach meinem Tourenplan, dem "Spickzettel", gibt es auf den 20 Kilometern bis nach Botni, der nächsten Hütte, keine besonderen Weggpunkte. Zunächst also weiter talauswärts bis dieses in der weiten Ebene des Útbruni ausläuft. Der nächste Berg in dieser eintönigen Fläche ist der Sellandafjall im Norden - etwa 30 Kilometer Luftlinie sind es bis dorthin, also etwa morgen Nachmittag sollte ich dort ankommen. Im Osten der Herðubreið mit Neuschnee auf seiner Kappe. Vor ihm der niedere Bræðrafell mit seinen charakteristischen Zinnen. Dieses mal von der Rückseite und nicht vom Nebel versteckt. Hinter mir der Dyngjufjöll, dem Ring der Askja, mit der Jónsskarð als kaum merkliche Vertiefung in der Bergkette. Im Süden der flache Schild der Trölladyngja mit vielen Altschneefeldern. Die Lava des Útbruni ist in in Sand und Schutt ertrunken und bietet wenig Abwechslung. Stunde um Stunde folge ich der Fahrspur über das vom Südwind zugeschliffene Steinpflaster. In weiten Abständen markieren Pfähle den Pistenverlauf. Weit im Nordwesten leuchtet ein winziger heller Punkt in der dunklen Lava. Ein Auto? Aber der bewegt sich nicht. Wahrscheinlich die Hütte von Botni, Entfernung 13 km, von der Richtung her könnte es stimmen. Die Weite macht wieder mal der Psyche zu schaffen und der Physis steckt noch der gestrige Tag in den Knochen, bzw. in den Füßen. Trotzdem, eine Stunde mit dem Auto durch diese Landschaft fahren ist sicher langweiliger als ein Tag gehen. Ich möchte diese Strecken nicht missen, sie haben ihren eigenen Wert.

Dyngjufjalladalur

Inzwischen bläst ein scharfer Wind aus Westen und ich kann den Anorak gut vertragen. Mittagspause auf einem der seltenen zum Sitzen geeigneten, weil nicht scharfkantig und zackigen Lavasteine. Alle anderen über das Steinpflaster herausragenden Lavabrocken sind extrem von Süden her "sandgestrahlt". Am Nachmittag komme ich in ein älteres Lavafeld. Es ist ziemlich flach aber fordert der Fahrspur viele kleine Umwege ab. Die Piste ist hier nicht mehr durch Pfähle, sondern durch kleine Steinmänner markiert. Man muß aber schon gut hinschauen um sie zu entdecken. Über dieser flachen, älteren Lava hat sich eine weitere Decke chaotischer Apalhraun geschoben welche die Piste umgehen muß. Mir wird der Tag heute lang, obwohl es doch nur 20 km sein sollen. Immer wieder Absitzen und Abstützen des Rucksacks. Dabei schnell eine Position genommen. Wo ist denn die Hütte? Heute morgen glaubte ich sie schon ausgemacht zu haben und jetzt sind es nur noch 1,5 km und nichts zu sehen. Weiter! Vermehrt die typischen, kriechende Weidensträucher als erste Anzeiger einer Vegetation in der Lava. Ab und zu tauchen dann auch grüne Moosflecken auf. Kurz nach 15:00 Uhr ist es geschafft. Endlich die Hütte!

Die Außenwand ist mit silbernem Wellblech verkleidet, also kann ich sie, bei günstigem Sonnenstand, heute morgen doch schon gesehen haben. Wieder ein großzügiger Vorraum durch den ein Ofenrohr führt und auch der Hauptraum hat den gleichen Grundriss und die gleiche Ausstattung wie die Dyngjufell-Hütte. Allerdings haben die Erbauer hier das Holz in seiner natürlichen Farbe gelassen, was die Hütte wirklich gemütlich macht. Ich öffne noch den Fensterladen auf der Ostseite, so daß nun von 3 Seiten Licht hereinkommt und werfe den Ofen an. Bin ziemlich durchgeschwitzt. An Wasser gibt es nur einen halbvollen Kanister, daneben ein Zettel mit einem schönen Gruß einer isländischen Wandergruppe und dem Abfülldatum 12. August. An der Tür jedoch, neben der Betriebsanleitung für den Ölofen auch ein Hinweis wo die Quellen zu finden sind für die Botni bekannt ist (650 m NW: die Quellen der Suðurá). Und noch ein Zettel hängt aus. Auf ihm sind die festen Buchungen der Hütte eingetragen. Es sind nicht viele im Jahr, aber ausgerechnet für heute ist eine eingetragen! Also wird nichts aus einem einsamen, gemütlichen Hüttenabend. Werde das Zelt aufbauen dürfen.

Botni

Etwa 100 m westlich der Hütte gibt es gleich eine schöne Stelle für das Zelt. Moosiger aber fester Untergrund. Die Heringe flutschen einfach rein und halten. Bin zufrieden mit dem Platz. Schnappe mir meine Wassersäcke und gehe zu den Quellen der Sušurá. Wirklich beeindruckend. Wie in Herðubreiðarlindir entspringen vor dem Rand eines Lavafeldes nahe beieinander eine Reihe von starken Quellen die sich schon nach wenigen Meter zu einem breiten, tiefen Bach vereinigen, dem weitere Quellbäche zuströmen. In Wassernähe steht überall dichte Vegetation. Zurück zum Zelt ein Stündchen gelesen und dann gekocht. Nach dem Essen Phototour zu den Quellen. Gegen Abend zu ist der Wind fast eingeschlafen und die lang vermißten Mücken werden zur Plage. Mich noch anschließend in die Hütte gesetzt und die Aufzeichnungen gemacht. Es ist jetzt 21:00 Uhr und es ist noch immer ist keine Gruppe hier aufgetaucht - sollte etwa ...? Egal, ich schlafe in meinem Zelt genauso gut.


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17. Tag Botni - Sellandafjall