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Der Wecker piepst um 6:00 Uhr. Bin noch im Tiefschlaf und brauche lange um aufzutauchen. Die
Wetterausichten sind gut. Bis ich gefrühstückt und gepackt habe ist es 8:45 Uhr. Vorbei am Zelt des
Kölners und ihm einen Gruß zugerufen. Er wühlt sich aus dem Zelt und winkt zurück.
Móhálsdalur
Was nach dem Sandfell folgt, ist dann eher unerfreulich. Rechter Hand hobeln zwei Caterpillar den
Gipfel eine Berges ab und lassen den Gesteinsschutt über hundert Meter tief über eine Felswand zu
einem Kieswerk donnern. Größere Blöcke brauchen somit nicht weiter zerkleinert werden, das
erledigt die Schwerkraft. Die Raupenfahrer müssen ganz schön konzentriert bei der Arbeit sein. Mit
der Schaufel exakt bis zum Abgrund und keinen Meter weiter ... Um 12:00 Uhr machen auch sie
Mittaspause und das Rauschen der Steinlawinen verstummt. Der Weg führt nun durch ein Labyrinth
aus aufgelassenen Kiesgruben, die hier wie riesige Bombentrichter in die Lava geschlagen sind. Ein
Lavafeld an sich ist ja schon nicht gerade eine Idylle. Überall verrosteter Schrott und aberhunderte
von Hülsen von Schrotpatronen und zerspitterte Tontauben. In einer der Gruben etwas, das wie ein
aufgeschweißter Panzerschrank ausssieht - nanu! Zur Krönung der Erbaulichkeiten darf man nun
noch eine hohe, steile Straßenböschung überklettern und man tut gut daran aufzupassen, daß man
nicht von einem der Kieslaster plattgemacht wird, die vollbeladen den Berg herunterdonnern.
Nach der Straße wird es langsam wieder freundlicher. Der Weg folgt dem Fuß der Undirhliđar und
nach der zweiten Straße (417) wird es mit kleinen Birkenwäldchen zwischen
Hangfuß und Lava fast idyllisch. Die Nerven und Augen können sich also wieder erholen.
Aus der Ferne habe ich
schon ein großes weißes Gebäude erspäht, das eigentlich Kaldársel sein müßte. Es stellt sich
heraus, daß das Gebäude ein Kinder- oder Ferienheim ist. Etwas oberhalb befindet sich ein
eingezäuntes Wasserschutzgebiet mit einem Stausee der Wasserversorgung der nur fünf Kilometer
entfernten Gemeinde Hafnarfjörđur. Am Bach finde ich einen kleinen, einigermaßen ebenen Platz
für das Zelt. Bei einstzendem leichten Regen halte ich mein übliches Nachmittagsscchläfchen.
Am Abend füllt sich der auf der anderen Bachseite gelegene Parkplatz mit den Autos von
Spaziergängern und Wanderen die noch einen "kvöldgöngur" (Abendspaziergang), zum Beispiel
auf ihren Hausberg den Helgafell untennehmen. Eine große Gruppe mehrerer Familien mit Kindern
und etwa zehn Cockerspaniels trifft sich hier. Die Hunde flitzen ums Zelt und durchs Wasser und
veranstalten ein Höllenspektakel, das sich wiederholt als sie von ihrem Spaziergang
zurückkommen. Folge dem Beispiel aller und steige noch auf einen etwa 100 Meter hohen Hügel
mit Aussicht. Danach im Zelt an den Aufzeichnungen. War ein schöner Tag heute - zumindest
wettermäßig und wennman von den Steinbrüchen absieht. Habe nur einmal die Jacke gebraucht,
das war während der Mittagspause.
Der Weg führt über das Móhálsdalur zur Westseite des Hrútafell und dann immer in der
Mitte des breiten Tales bleibend
über flache, dick mit Graumoos bewachsene Fladenlava. Der Weg selbst ist auf 3-5 Metern Breite
moosfrei und sieht fast wie eine Betonstraße aus. Zum ersten Mal auf dieser Tour lege ich mich
richtig ins Zeug. Ich bin frisch, das Wetter ist perfekt, die Route klar und man braucht nicht auf
jeden Schritt zu schauen. Erst mit Annäherung an die große Lavaspalte Hrútgjá wird das Relief
wieder etwas bewegter und ich muß einen Gang zurückschalten. Nun teilweise etwas mühsames
Gehen über wackelige Blöcke, Stufen und kurze An- und Abstiege. Es ist zwar
abwechslungsreicher als die "Autobahn" zuvor aber auch anstrengender. In Anbetracht der
Tatsache, daß dieser Wanderweg genauso, wenn nicht noch einsamer ist, als irgendwo im
Hochland, ist es schon ein wenig überraschend, wenn man immer mal wieder die Wahrzeichen
Reykjavíks, die Hallgrimskirche und die Perlan, über den Horizont auftauchen sieht. Der Sandfell
wird von Westen her kommend fast 3/4 umrundet. Genieße die üppige Blumenpracht am Fuß des
Berges.
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5. Tag Kaldársel - Bláfjöll