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Einfach bis 8:15 Uhr ausgeschlafen. Keine richtige Wetterbesserung. Südwestwind, Sprühregen, tiefe Wolken
und immer wieder Schauer. Frühstücke und packe langsam zusammen. Ich deponiere noch ein Futterpacket
und Gas
für den Weiterweg nach Landmannalaugar in der Hütte. Am Freitag möchte von meinem Ausflug in die Fögrufjöll
wieder hier zurück sein. Alles ist gepackt und ich gehe nur noch mal zur Hütte um mich ins Hüttenbuch einzutragen.
In diesem Moment fahren die beiden Vatnamælingar vor. Das es sich gerade so ergibt frage die beiden, ob ihr
Angebot von gestern noch steht. Klar doch, ist die Antwort!
Mein Rucksack verschwindet hinter der Heckklappe des Nissan Patrol und auf der Rückbank
wird mir ein enges Plätzchen freigeräumt. Am Pegelhäuschen wird das Fahrzeug noch einmal aufgetankt und das
GPS auf dem Armaturenbrett montiert. Bei dieser Fahrt soll auch der Route zur Meßstelle am Oberlauf der
Skaftá neu aufgezeichnet werden. Über die Piste, auf der ich mich vor zwei Tagen wähnte, fahren wir
zum Südende des
Langisjórs. Dann noch ein kurzes Stück zurück nach Westen bis zum Abzweig mit dem Wegweiser zum Breiðbakur.
Wir queren über einen Bergrücken in ein Paralleltal und brettern komfortabel mit 50-60 km/h über den schwarzen
Sand durch das breite, vegetationslose Tal nach Nordosten. Eine Piste gibt es eigentlich nicht, nur mehr oder
weniger alte Spuren und von Zeit zwei, drei
aufeinander gesetzte Steine oder ein verwitterter Pfahl als Wegmarkierung. Bei der Auffahrt zum Breiðbakur
linker Hand schön aufgeschlossene, horizontal gelagerte Sedimente. Auf dem Gipfel der Breiðbakurs,
mit 1028 m
dem höchste Berg der Tungnaárfjöll, stecken wir im Nebel und so wird es nichts mit der Aussicht. Trotz GPS
mit eingeblendeter Karte und den gespeicherten Wegunkten einer früheren Fahrt, haben wir
etwas Schwierigkeiten den richtigen Weg nach unten zu finden. Überhaupt geht es jetzt langsamer voran.
Nissan
Mit ihrem
Behördenfahrzeug dürfen die Vatnamælingar natürlich überall hin fahren, aber je öfter sie fahren um so mehr
Spuren gibt es und so ganz nebenbei entsteht faktisch eine weitere neue Piste. Bei der Fahrt durch die Berge
gibt es ein wenig Unklarheit wie man in das alte Delta am nördliche Seeende hinunter kommt, aber Ægir,
der Fahrer, findet die richtige Spur. Eine letzte, abenteuerlich steile Stufe in einen Bach hinunter
und wir haben die Ebene zwischen der Endmoräne und dem See erreicht.
Aufbruch
Gegen 14:00 Uhr sind wir am oberen Seeende am Fuß der Fögrufjöll. Wir sind kaum 2 Kilometer vor dem
Eisrand des Vatnajökull entfernt. Die meisten Berge hier haben keine offiziellen Namen. Für den
nordöstlichsten Gipfel der doppelten Bergkette der Fögrufjöll, welche sich zwischen dem Ostufer
des Langisjórs und der Skaftá über gut 20 km bis zum Sveinstindur zieht, hat sich der Name Fögru
eingebürgert. Kristinn und Ægir müssen jetzt zu Fuß auf die andere Bergseite zur Meßstelle an der
Skaftá. Dort gibt es eine winzige Hütte in der sie übernachten können. Sie werden Morgen Abend
wieder zurückkommen. Die Schwefelgase, welche es letzte Woche nötig machten ihre Kollegen mit
dem Hubschrauber zu evakuieren, scheinen sich verflüchtigt zu haben. Zumindest ist hier nichts zu
riechen. Während die beiden aufbrechen, suche ich mir in der Nähe einen Platz für mein Zelt. Ich will
hier zwei Nächte bleiben und die Gegend erkunden. Am Hangfuß liegen genug Steine um die Heringe, die
in dem moosigen, flachen Sandboden schlecht halten, zu beschweren.
Langisjór
Nachdem es am Vormittag trocken geblieben war, gehen wieder einige Regenschauer nieder. Am
Nachmittag breche ich trotzdem auf und besteige den Fögru, den ersten Gipfel der Bergktette. Der
Aufstieg über die steile Flanke verlangt einiges an Trittsicherheit. Oben bleibt mir nur noch Zeit
für ein paar Photos bevor mich ein peitschender Graupelschauer eindeckt. Ich habe den Blick über
das ganze Gletschervorfeld und das große Eistor, aus dem der Gletscherlauf letzte Woche hervorbrach.
Noch immer wälzen sich schwere, graue Fluten aus seiner Höhle. Mehr und mehr behindert der Regen
die Sicht. Es gibt kaum noch Pausen zwischen den Schauern und so mache ich mich zügig an den Abstieg.
Die sehr steilen, dick mit Moos bedeckten Flanken sind trotz der Nässe erstaunlich griffig. Bei
jedem Schritt sinke ich weich und gedämpft bis über die Knöchel ein, aber nie komme ich auch nur
einen Zentimeter ins Rutschen. Schnell gewinne ich Vertrauen in diesen ungewohnten Untergrund und
die Bedenken, die ich beim Aufstieg hegte sind verflogen. Als ich wieder bei meinem Zelt ankomme
ist die Faserpelzhose ziemlich durchnäßt. Den nassen Anorak deponiere ich in der Zeltapsis -
Wäschewechsel.
Etwas gelesen, dann Abendessen gekocht und an den Aufzeichnungen. Regepausen sind immer noch selten. Neben dem steten Trommeln des Regens auf dem Zelt draußen das regelmäßige Rauschen der Wellen am flachen Ufer des Sees.