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Während der Nacht immer wieder Regen. Auch beim Zusammenpacken nieselt es leicht. Aufbruch
erst um 8:45 Uhr. Nehme direkt vom Zeltplatz aus den Wanderweg, der quer durch den
Þingvallaskógur führt. Der Weg ist gut ausgepflockt und abwechslungsreich. Die locker stehenden
Birken erreichen etwa 2 m Höhe und ragen manchmal mit ihrem nassen Laub in den schmalen
Weg. An der Ostseite des Grabenbruches von Þingvellir gibt es sogar einen richtig dichten Wald
mit etwa 10 m hohen Fichten und Tannen. Jenseits der breiten Bruchspalte Hrafnagjá erreiche ich
die Straße und biege dann Richtung Laugarvatn auf die Straße 365 ab.
Andauernder Nieselregen und Südostwind. Zu Beginn ist die Straße noch asphaltiert, dann
folgt festgefahrener Schotter. Ein paar Radler kommen mit Rückenwind den Berg
heruntergeschossen. Später finde ich am Straßenrand eine schöne Radkartentasche samt Inhalt und
deponiere sie gut sichtbar auf einem Stein ein paar Meter abseits der Straße. Der lange Anstieg über
das Karhraun weckt Erinnerungen an meine erste Islandtour vor neun Jahren. Vor allem der 14%
Abstieg zu den Laugarvatnshellir, an dem ich mir die Füße kaputt gemacht habe, da ich meine
Schuhe viel zu locker gebunden hatte. Auf der folgenden Hochfläche Laugarvatnsvellir liefere ich mir
die nächsten drei Stunden ein Rennen mit einer Baumaschine, die die Piste frisch abhobelt. Bis
zum Laugarvatn begegnen wir uns viermal und der Fahrer hebt zum Schluß anerkennend den
Daumen. Der lange Abstieg ist wieder eine Tortur für die Fußsohlen. Erbarmunslos schiebt das
Rucksackgewicht. Ich tröste mich damit, indem ich meinem Zustand an dieser Stelle auf meiner
ersten Tour gedenke. Ich hatte an meinem ersten Tag die Strecke total unterschätzt, zudem meine
Schuhe nicht richtig gebunden und bin dann mit
schmerzenden Zehen den Berg heruntergekrochen - ich wäre am liebsten rückwärts gegangen -
mein Gott, war ich fertig!
Das Wetter heute? Es hat nur einmal geregnet: vom Anfang bis zum Ende. Keine Sintflut, aber
immer schön, mal mehr, mal weniger. Etwa 20 -30 Busse kamen mir entgegen. Ich bin auf der
Standardroute "Þingvellir - Geysir - Gullfos" - die sogenannten "Perlen des Südens". Die Busse haben
alle jeweils ein Schild (z.B. "MS Arkona 8") mit dem Veranstalternamen oder dem Reisetitel
hinter der Windschutzscheibe, damit sich die Schäfchen nicht verlaufen und in den falschen Bus
setzen. Als ich bei einem Bus "Island zu Fuß entdecken ..." lese, muß ich doch lauthals lachen.
Weniger lustig fand ich die Autofahrer, die mir in bester Absicht soweit auswichen, daß sie genau
in die Pfützen fuhren und ich die Brühe bis ins Gesicht bekam.
Am Zeltplatz am Laugarvatn die nassen Sachen im Zelt verstaut und mir erst mal was zum Essen
gekocht. Danach einen guten Kilometer zurückspaziert, zum "natürlice dampfbad", dem Gufudað
direkt am See. Ein herrlich entspannende, wenn auch ziemlich heiße Dampfsauna. Zum Abkühlen
geht man in den durch die heißen Quellen nicht allzu kühlen See, oder einfach barfuß über die regennassen
Wiesen. Den Zwischengang legt man mit einem Bad im Whirlpool ein. Die ganze Anlage ist etwas angegammelt,
aber
familiär und sympatisch. Im Zeltplatzrestaurant mit zwei Leichtbier den Saunadurst gelöscht.
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