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Tropf, tropf, tropf, was tröpfelt auf das Zelt? Wildentschlossen beginne ich um 7:30 Uhr mein
Frühstücksritual. Diesesmal scheint es zu wirken. Nach einer gewissen Zeit prasseln nur noch die
Mücken aufs Zelt. Mit viel Mitleid stopfe ich meinen (außen) klammen Daunenschlafsack in den
Rucksack. Aufbruch gegen 9:15 Uhr.
Die Mücken waren beim Zeltabbau wirklich lästig. Es herscht Windstille und so nehme ich viele
Begleiter mit auf die kurzen 17 Kilometer des heutigen Tages. Morgen sind es dann sogar nur 16
km bis zum Geysir. So mag ich das! Auf der Straße kommt man gut voran, aber es ist ziemlich
dröge. Am Vormittag nehme ich das noch in Kauf, aber am Nachmittag gehen Teerstraßen auf die
Moral. Wenn es nicht zu matschig ist, gehe ich auf dem Reitweg neben der Straße. Leider liegt
dieser tiefer und damit windgeschützter. Zumindest manchmal lindert eine leichte Brise aus Südost
die Mückenplage. Ausgesprochen wenig Verkehr - die Buskarawane kommt erst am frühen
Nachmittag. Ein einsamer Jogger kommt mir entegen "Hi" - "Ho" und eine halbe Stunde später
überholt er mich wieder auf seinem Rückweg "Hi" - "Ho". Soll niemand behaupten die Gegend sei
hier überlaufen. Frühe Mittagspause, beglückt von einem Sonnenstrahl. Von der Hekla her zieht ein
Regenband über das Land.
Beim Hof Eftisdalur biege ich von der Straße Richtung Búarfoss ab. Auf dem Hofplatz stehen ein
paar Leute und unterhalten sich. Der Höflichkeit halber frage ich nach dem Weg. Schließlich bin
ich hier auf "private ground" und die Bauern interessiert immer, wer da über ihren Hof latscht.
Vorbei an dem üblichen Schrottautos auf der hinteren Hauswiese, dann erfreulicher, vorbei an einer Herde von
etwa zwanzig Pferden, komme ich schließlich zu einem klaren Bach, den ich furten darf. Dahinter 2
Meter breit und knöcheltief von Pferdehuhen aufgewühlt der Kongsvegur. Na bitte, ist doch gar nicht zu
verfehlen! Nur noch 1,5 km bis zum Brúarfoss. Nach einem Kilometer stehe ich im dichten
Birkengebüsch einer muhenden Herde Jungvieh gegenüber - wo der Kongsvegur geblieben ist
wissen die Götter! Irgendwie bin ich zu weit nach links abgekommen. Ich und der Konsveur - das
hat vor neun Jahren schon nicht geklappt! Ich folge einer Spur und schließlich stehe ich doch an der
Brúará. Laut GPS sind Wasserfall und Brücke ca. 600 m weiter südlich, also flußab. Pünktlich der
erste Regenschauer des Tages. Der hätte sich jetzt aber auch noch eine halbe Stunde Zeit lassen
können! Also erst mal regenfest machen, dann durch Sumpf und Birkengebüch flußabwärts. Na
also, da ist ja der Waserfall! Habe fast keine Hoffnung einen ebenen Platz ohne Dickicht und
Sumpf für mein Zelt zu finden, aber direkt neben dem Fall finde ich doch eine geeignete Stelle.
Kaum ist aufgebaut und alles eingeräumt prasselt es richtig los - von mir aus - soll es eben. Es ist
15:00 Uhr und Teatime und gegen ein Nachmitagsnickerchen ist nichts einzuwenden. Am Abend
hört es auf zu regnen und ich gehe zur Brücke um einige Photos zu machen.
Der Wasserfall weist
eine Besonderheit auf. In Mitte des Flußbettes, also quer zur eigentlichen Gefällestufe, verläuft eine
etwa 100 m lange und 1-2 m breite, offensichtlich sehr tiefe Kluft. In diese stürzt nun von beiden
Seiten fast das gesamte Wasser der Brúará, so daß für die eigentliche Stufe nur noch eine
verhältnismäßig geringe Wassermenge übrig bleibt. Die Kluft muß so tief sein, daß sie selbst
unterhalb der Gefällestufe noch fast die gesamte Wassermenge fassen kann. Oberhalb des
Wasserfalls kann man, bis eben auf jene 2-3 Meter, den Fluß trockenen Fußes überqueren. Früher
legte man einfach ein paar Balken über die Kluft und fertig war die Brücke (daher der Name
Brúará).
Brúará
Brúarfoss