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6:00 Uhr Wecker, 8:00 Uhr Aufbruch. Der Himmel ist bedeckt, es ist windstill und mild. Gehe noch
mal über das Feld mit den heißen Quellen, das ich nun ganz allein für mich habe. Der alte Geysir
mach mir die Freude und kocht kurz auf. Die Eruption war etwa 2-3 Meter hoch, mit viel Dampf
und einem breiten Schwall.
Dann geht es auf die "Rennstrecke" zum Gullfoss. Erinnerungen an die Pulkazieherei Ostern '97. So
früh am Morgen herrscht noch wenig Verkehr. Ein Isländer mit Mercedes-Geländewagen hält an
und fragt mich, ob ich es noch weit hätte und bietet mir einen "Lift" an. Bis zum Mývatn ist es
zwar noch ein Stück, aber ich lehne trotzdem dankend ab. Um 10:30 Uhr komme ich am Gullfoss an. Im
neuen Café kaufe ich mir ich mir eine Riesenstück Schokoladentorte mit Sahne und einen Kaffee
dazu. Letzte Gelegenheit für so einen Luxus. Ein Busfahrer spricht mich an und fragt nach dem
woher-wohin. Er hat mich die letzten Tage immer morgens irgendwo auf der Strecke überholt.
Werfe pflichtschuldigst noch einen Blick auf den Gullfoss. Außer im Winter habe ich
ihn noch nie bei Sonne gesehen - auch dieser Tag wird irgendwann mal kommen.
Beim Abendessen geht ein kurzer Regenschauer nieder, dann kommt die Sonne wieder heraus. Der
Wind kommt nun auflebend aus Südost. In der klaren Luft ist deutlich der zerklüftete
Hagafellsjökull zu erkennen. Ein Zeichen des Gletscherlaufes im letzten Jahr.
Reiter
Noch vor 12:00 Uhr schwenke ich auf die Kjölurpiste ein und betrete somit nach fast zwei Wochen
"Anmarsch" das Hochland. Bin gut unterwegs. Eine Reitergruppe mit vielen losen Pferden überholt
mich und die Reiter nicken herüber. Inzwischen bricht die Sonne durch. Bin froh um jede leichte Brise, die
mir die "kleinen grauen Freunde" vom Leibe hält. Hole die Reitergruppe, die eine Pause zum
Perdewechseln machen, wieder ein. Sonst relativ wenig Verkehr. Kurz vor 15:00 Uhr bin ich an der
Brücke über die Sandá.
"Hótel Sandá"
So, das war's für heute. Neben der Brücke am Rande einer Buckelwiese steht die alte
Schaftreiberhütte. Vor neun Jahren hatte ich hier schon Schwierigkeiten einen flachen Platz für das
Zelt zu finden. Diesesmal bin ich mit meiner Wahl zufriedener. Nach dem üblichen Schlummer
besichtige ich die Hütte, besser gesagt: eine halbtonnenförmige Wellblechbaracke. In der Mitte der
Halle ohne Vorraum steht ein großer, staubiger Tisch mit ein paar Kerzen und leeren Flaschen
drauf. An der vorderen, rechten Wand eine ausrangierte Polstergarnitur aus den Fünfzigern, links
und rechts dann Holzpodeste zum Schlafen. Im Hintergrund türmt sich ein Haufen in Auflösung
begriffener, versiffeter Matratzen, in dem sicher schon ein paar Mäuse wohnen. Ein gewisser
Christian hat ein Taschenbuch für "verregnete Tage" hinterlassen - so was finde ich nett! Ein
Aushang weist das Ganze als "Hótel Sandá *****" (fünf Sterne!) aus. Eine Kassenbox und ein
Gästebuch sind vorhanden, Putzlappen wohl nicht. Leider beginnt das Gästebuch erst im Juli 2001,
so komme ich um eine sicher interessante Lektüre. Die ausgeschriebenen 300 Kronen für die
Übernachtung gehen in Ordnung. Wasser holt man sich am besten aus der Sandá. Der Moorbach
nördlich der Hütte sieht nicht so verlockend aus.
an der Sandá
Hier eine kleine Episode am Rande. Beobachte wie ein isländische Familie vorfährt, vor der Hütte
parkt (Motor läuft wie üblich weiter ...), die Hütte kurz besichtigt und dann wieder verschwindet -
die Tür bleibt sperrangelweit offen stehen. Kurze Zeit später kommt ein schweizer Paar, besichtigt
ebenfalls die Hütte und verschließt sorgfältig die Tür - auch wenn das sicher keine Hütte des S.A.C.
ist. Irgendwie mußte ich noch länger über diesen kleinen Vorfall nachdenken.
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