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Brauche lange zum Packen. Der Rucksack ist wieder sehr schwer aber nicht übervoll. Das übrige
Material geht bei nächster Gelegenheit per Bus nach Akureyri. Das Wetter ist durchwachsen. Es
ist bedeckt und bläst ordentlich aus Nord. Trage mich noch ins Hüttenbuch ein. Vom 16. Juli finde
ich einen Eintrag von Peter Lupke, es ist der Holländer, von dem mir Jóhan schon erzählt hat. Nun, da
ich den Namen lese, erinnere ich an unseren E-Mail-Kontakt. Er ist mit seiner Frau zu Fuß nach
Norden unterwegs, allerdings schreibt er nicht auf welcher Route.
Um 8:30 Uhr mache ich mich auf den Weg Richtung Göngubrún. Erst zur Piste des "Flugplatzes" und
umgehe damit den ersten Berg des Höhenzuges auf der Südseite des Jökuldalurs um dann leicht
ansteigend den zweiten Berg anzugehen. Einen Weg gibt es nicht, erst
oben am Grat findet man von Zeit zu Zeit ein kleine Markierung - mal eine kleine Warte, mal ein
kurzer Pflock. Der Rucksack hat wieder gut über 30 kg und Anstieg ist sehr steil. Bei der Planung
der Tour hatte ich diese Tagesetappe wegen ihrem langen, weglosen Anstieg zum Göngubrún als die
anstrengenste angesehen. Ich lasse es langsam angehen. Noch bevor ich den langgezogenen Grat
erreiche, ziehe ich den Anorak über und tausche Kappe gegen Mütze, denn hier oben ist es, wie
auch zu erwarten war, ziemlich stürmisch. Manchmal gelingt es mir , durch geschicktes
aufkreuzen, mich vom Rückenwind den Hang hinaufschieben zu lassen. Klingt einfach, aber es ist ein
steter Kampf mit dem Gleichgewicht. Im Lee des breiten Gratrückens gönne ich mir ein paar
Ruheminuten. Im schwierigen Schlußanstieg muß ich nach Norden und habe nun vollen
Gegenwind. Die Route geht schräg einen steilen Hang hinauf. Grobes Blockwerk, Gesteinsschutt,
tiefe Gräben und alte Schneefelder verlangen Trittsicherheit. Die letzten, steilen Höhenmeter geht
es durch und über metergroße Blöcke zum Paß auf 1150 m.
Steige entlang meiner Aufstiegsroute vom Sommer 2000 ab. Im Tal angekommen deponiere ich
meinen Rucksack und mache mich auf die Suche. Ich kann aber beim besten Willen keinen Bach
entdecken, der genug warmes Wasser führen würde, daß man es zum Baden nutzen könnte. Ich habe
jeden Bach inspiziert, aber: Fehlanzeige! Ein Bach mit zwei schönen, richtig heißen Quellen liefert
einfach zu wenig Wasser (weniger als 1 l/s). Das reicht gerade mal für ein Fußbad. Wo die
Schweizer gebadet hatten bleibt mir ein Rätsel. Dafür finde ich ein schöne, moosige und
windgeschützte Stelle für das Zelt. Nutze das Wasser der heißen Quelle um zu Kochen - es
schwefelt allerdings etwas.
Nach dem Abendessn etwas gelesen und noch einen Spaziergang unternommen. Noch einmal ohne
Erfolg die Bäche untersucht. Aufzeichnungen. Von hier zur Hitulaug sind es 34 km. Ich werde also mein
morgiges Tagesziel an den letzten Bach, den Stakkfellslækur, verlegen. Das macht morgen 16 km
und übermorgen 18 km - so wird es vernünftig. Der Wind scheint schwächer geworden zu sein.
Göngubrún
Der Aufstieg hat viel Zeit und noch mehr Kraft gekostet. Mit Blick zurück nehme ich Abschied
vom Hofsjökull, vor mir liegt die Bárðarbunga, die höchste Erhebung des Vatnajökulls. Von
Norden her treibt der Sturm Sandfahnen durch die Vonarskarð. Mein Entschluß reift heute nur noch
bis in das direkt unter mir liegende Snappadalur abzusteigen und damit die zwei langen meist
weglosen Etappen bis zur Hitulaug auf drei kürzere zu verteilen. Dann kann ich mir bei dieser
Gelegenheit die heißen Quellen des Snappadalur auch etwas genauer ansehen. Der Schweizer (den
ich bei Hámýrar getroffen hatte) erzählte mir in Nýidalur, daß sie im Snappadalur einen Bach zu
einem Hot Pot aufgestaut hätten. Na, das wäre doch ein Ziel für heute!
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