12. Tag, vom Grímsfjall nordwärts

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Copyright © 2004 Dieter Graser

Donnerstag, 8. Juli 2004


Packen
Der Wind war gestern Abend doch nicht eingeschlafen. Er rabaukte dann noch ganz ordentlich und ließ Sand und Staub auf das Zelt regnen, den er aus der Kraterwand losgerissen hat. Um 5.00 Uhr piepst der Wecker. Ein Blick aus dem Zelt bestätigt strahlende Sonne und einen wolkenlosen Himmel. Bin gar nicht soooo begeistert, wenn ich an den Schnee denke. Hinterlege noch einen Zettel quasi als Hüttenbucheintrag an der Innentür der Hütte "Grímsfjall I" und mache noch ein paar Bilder.

Um 8:00 Uhr setze ich mich in Bewegung. In einem weiten Bogen nach Westen suche ich mir eine flache Abfahrt zum Ausgangspunkt meines schweißtreiben Aufstiegs. Der Schnee ist leidlich fest, aber sehr bucklig. Kurven fahren ist mit den Pulka kaum möglich. Sie hoppelt munter hinter mir her, aber mit dem stabilen Zuggestänge habe ich sie gut im Griff. Zum Schluß werde sogar etwas mutig und es geht die letzten paar hundert Meter in flottem Tempo in den Auslauf. Das war also der spaßige Teil des Tages.

Grímsfjall
Ich nehme Kurs Nordost Richtung Kverkfjöll. Die Jeepspuren schwärmen auseinander und es ist kein Verlaß auf sie, also halte ich mich an meine eigene Kursvorgabe. Es geht wie üblich leicht aber stetig bergauf. Das sieht auf der Karte so harmlos aus. Ein paar blaue Höhenlinien in weitem Abstand, ich dachte, das würde ich kaum merken.

Die Sonne hat schon ganze Arbeit geleistet und die Schneeoberfläche aufgeweicht. Sie knallt mir nun von rechts ins Gesicht. Auf dem Weg zu den Grímsfjöll wurde ich von links gegrillt. Die Jacke ziehe ich nur in den Pausen über. Direkt unter dem dunklen Stoff des Pulka-Seesacks habe ich zwei mit Schnee gefüllte Wasserflaschen verstaut. Damit decke ich während des Tages meinen Bedarf an Trinkwasser. Am Nachmittag ist der Schnee schön naß und weich und zum ersten Mal bin ich als Einzelgänger fast versucht Gruppen zu beneiden, die sich in Führungs- und Spurarbeit abwechseln können. Am Nachmittag ist das Ende der Steigung erreicht, es wird flach und die dunklen Felsen des Ostabsturzes der Kverkfjöll tauchen über dem weißen Horizont auf. Die Rampe des Grímsfjöll hinter mir wird kleiner und kleiner.

Küche
Stoße am späten Nachmittag unvermittelt auf eine Bambusstange mit einem vergilbten Fähnchen und einer Markierun, auf die "D124" eingepägt ist. Offensichtlich ein Schneepegel zu Bestimmung der Schneerücklage auf dem Gletscher. Kurz vor 16:00 Uhr lasse ich es genug sein und bereite wieder einen Platz für das Zelt. Routine inzwischen. Im Südwesten sind im Laufe des Nachmittages hohe Wolken aufgezogen und nach einem kleinen Nickerchen und dem Abendessen (Chili con Carne) ist der ganze Himmel bedeckt. So schnell geht das. Bedeckter Himmel bedeutet kein oder nur wenig Nachtfrost. Als Abendsport und auch sicherheitshalber baue ich im Westen ein Windschutzmauer. Man kann nie wissen. Noch 25 km bis zu den Kverkfjöll und der Karte nach noch 2 Anstiege.


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