4. Tag, Sveinstindur Hütte

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Copyright © Dieter Graser

Sonntag, 14. Juli 2002


Ausgeschlafen. Immer noch pritschelt Regen auf das Zelt. Heute weht es zur Abwechslung von Südwesten. An den Aufzeichnungen und gefrühstückt. Gegen 10:00 Uhr Jósef und die Útivirtar verabschiedet. In der nun leeren Hütte weiter an den Aufzeichnungen. Alle halbe Stunde ein Regenschauer. Nach wie vor kräftiger Wind und tiefe, tiefe Wolken aus Südwest. Der Hüttenwart von Hólaskjól kommt mit seinem Jeep und holt das Gepäck der Gruppe ab um es zur deren nächsten Etappenziel, der Skælingar-Hütte zu bringen. Auf seinem Anhänger ist schon das Gepäck der nächsten Útivist-Gruppe: 17 schwarze Müllsäcke in denen riesige Reisetaschen oder Schlafsäcke verpackt sind und 12 Kühlboxen von den die größten mindestens 50 l fassen. Ich helfe ihm beim Ein- und Ausladen. Wir beide schätzen grinsend, daß Gepäck und Fressen auch für 40 Personen ausreichen würde. Bin froh um mein Zelt, denn heute Abend wird es sicher eng hier in der Hütte

Pegel SkaftáPegel Skaftá
Am frühen Nachmittag unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang zur Abflußmeßstelle des Skaftápegels. Die Vatnamælingar, die Gewässerkundler der Energiebehörde, sind gerade dabei eine Abflußmessung mit einem sogenannten Schwimmflügel durchzufühen. Komme mit den beiden ins Fachsimpeln, denn schließlich habe ich vor Jahren meine Diplomarbeit über Abflußmessungen in Wildbächen gemacht und fühle mich also quasi immer noch als Kollege - pure Nostalgie. Die Kiste der alten Seilbahn ist ausgehängt und nicht mehr benutzbar. Bis zum letzten Jahr wurden nicht nur die Abflußmessung von dieser "Seilbahn" aus ausgeführt, sondern sie wurde auch von eingeweihten Wanderern benutzt um über den Fluß zu kommen. Nicht ganz legal natürlich, aber es war die einzige Möglichkeit auf den knapp 60 Flußkilometern zwischen Vatnajökull und der ersten Brücke, über die normalerweise nicht furtbare Skaftá zu kommen. Es gab also die Möglichkeit direkt von der Eldgjá zu den Lakagígar zu wandern. Das einzige Problem war, daß die "Seilbahngondel" auf der Westseite festgeschraubt war und so bedufte ein Skaftáquerung an dieser Stelle erstens eines Schraubenschlüssels der richtigen Größe, zweitens eines eingespielten Teams und drittens eines furchtlosen Seiltänzers, der nachdem er die Gondel wieder auf an das Westufer zurückgebracht und wieder angeschraubt hat (Ehrensache!), zu Fuß den Rückweg über das Seil anging. Versierte Alpinisten wußten sich mit entsprechender Ausrüstung auch anderweitig zu helfen. Mit Umstellung auf eine vom Ufer aus bedienbare Seilkrananlage hat die Gondel seit diesem Sommer ausgedient. Der Skatftá-Seiltrick ist somit Geschichte und jetzt geht nichts mehr. Ich glaube kaum, daß ich sonst an dieser Stelle darüber berichtet hätte.

Die beiden Vatnamælingar erzählen mir diese Geschichte und ich tue natürlich so, als wäre sie mir völlig neu. Ich sage nichts davon wie lange meine Gedanken während der Tourenplanungen um eben diese Seilbahn kreisten. Grinsend erzählen sie auch, daß etliche Touristen bei der Überfahrt in der luftigen Holzkiste mächtig Angst hatten. Wobei der eine es nicht lassen kann noch hinzuzufügen, sein Chef sei aber auch nicht schwindelfrei gewesen. Also darum die neue Anlage? Höflich überhöre ich diese Anmerkung und eben jener Chef brummelt etwas isländisches und widmet seine Aufmerksamkeit der Messung einer neuen Lotrechten. Währed einer Meßpause bekomme ich die Einladung sie morgen auf der Fahrt zum oberen Ende des Langisjórs, an den Rand des Vatnajökulls, zu begleiten. Ich bin noch unentschlossen. Hatte eigentlich vor zu Fuß die Fögrufjöll zu erkunden. Ich soll es mir bis morgen überlegen.

SkaftáSkaftá
Spaziere entlang der Skaftá zurück zur Hütte und mache dabei etliche Photos. Im Zelt koche ich mir eine Tütensuppe, döse ein wenig und lese in den "Schiffsmeldungen". Immer wieder Regenschauer. An der Hütte ist die nächste Wandergruppe von Útivist eingetroffen. Nach dem Abendessen breche ich noch einmal auf und erkunde den zweiten Zugang zur Hütte durch den steilen Tobel aus dem die Hütte, über eine teils offen verlegte Leitung, ihr Wasser bezieht. Dieser Weg ist deutlich steiler als der, den ich gekommen bin und wird mit dem schweren Rucksack morgen sicher nicht lustig. Man spart sich allerdings einen Zwischenanstieg. Bin um 22:00 Uhr wieder zurück am Zelt. An den Aufzeichnungen und dann noch ein wenig gelesen.


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