![]() |
|
---|
Kein Wecker, heute steht nur eine kurze Tagesetappe an. Um 7:00 Uhr kurzer Blick nach draußen.
Windig, Regen, keine Sicht auf die Berge - also noch ein wenig weiterschlafen. Im Laufe des
Vormittags steigt die Wolkendecke und längere Regenpausen stellen sich ein.
An der Abzweigung, direkt nach der Brücke, nehme ich die Piste F910 Dyngjufjallaleið, nach
Norden. Nach zwei Kilometern biegt ein Fahrspur nach Nordwesten ab. Hier verlasse ich die
Hauptpiste und halte nach GPS und Kompasskurs auf die 3 Kilometer entfernte Hitulaug ("Heißes
Bad") zu. Die Fahrspur führt zwar auch dorthin macht aber einen Umweg bergauf, um einige
oberhalb der Hitulaug gelegene Quellbäche zu vermeiden. Sie führen kam Wasser, aber zu Fuß
bedarf es einiger Vorsicht nicht zu versumpfen. Der Kurs führt in spitzem Winkel hinunter zur
Skjálfandafljót. Die aus der Karte entnommenen Koordinaten stimmen nicht ganz genau, aber die
Quelle ist einfach zu finden: der einzige richtig grüne Fleck im weiten Umkreis.
Bin schon so halb am wegdämmern, da höre ein einzelnes Fahrzeug
kommen - oh nein! Ich weiß nicht was die Leute machen, aber permanentes Türenschlagen und der
Motor läuft und läuft und läuft ... Nach etwa 20 Minuten platzt mir der Kragen. Ich fühle mich um
meinen verdienten Schlaf betrogen, ziehe mich an und stiefle zu den Neuankömmlingen. Nach
einer kurzen frostigen Begrüßung platze ich heraus "Can't you stop that bloody motor?" - Oh jeh,
das war keine Meisterleistung an Diplomatie, aber Himmel, war ich zornig. Der Familienvater
entgegnet mir auch gleich, daß ich mich nicht gerade höflich aufgeführen würde. Ich versuche
etwas die Wogen zu glätten. Seine Frau schaltet auch gleich den Motor des Allradbusses ab. Sie
hätten nicht damit gerechnet, daß jemand in dem Zelt sei, schließlich sei ja kein Fahrzeug zu sehen
gewesen. Isländische Logik - grummelnd verziehe ich mich wieder in mein Zelt. Ach ja, es ist mal
wieder "Verslunamannahelgi", da ist Ruhestörung garantiert.
Windkanter
Punkt 12:00 Uhr breche ich auf. Der Anorak ist noch naß und darf am Körper trocknen. Nach einer
halben Stunde wird mir die Regenhose zu warm und ich baue das erste mal um. Natürlich fängt es
kurz darauf wieder an zu drizzeln. Na was soll's! Neben der Piste Prachtexemplare von
Windkantern. Die Blöcke sind alle von Süden, also von der hinter mir liegenden Vonarskarð her,
sandgestrahlt. Passiere die Wegpunkte an den Schildern "Gjósta" und "Gallandi". Schließlich
schwenke ich auf die Gæsavatnaleið Piste ein. Wenige Kilometer vor der Brücke über die
Skjálfandafljót laden schöne Sitzsteine zu einer Rast ein. Ein paar Geländewagen kommen vorbei -
es ist "Verslunamannahelgi", das berüchtigte lange, erste Wochenende im August. Ganz Island ist
unterwegs. Noch mal Stop an der Brücke über die Skjálfandafljót. In der Basaltwand der Schlucht
entspringen aus den Klüften einige Quellen. Eine von ihnen sendet wie ein Springbrunnen einen
fingerdicken Strahl im 45 Grad Winkel nach oben in die Luft. Versuche ein paar Photos und freue
mich über die ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Hitulaug
Die warme Quelle sorgt für geradezu üppigen Pflanzenwuchs. So bietet sich auch ein schöner kleiner
Platz für mein Zelt an. Aufgebaut und ab in den großen Pool. Na ja, also richtig heiß ist die Hitulaug
ja nicht, höchstens 30°C und das auch nur direkt am Einlauf. Im Wasser ist es ganz angenehm, aber
der Saunaeffekt stellt sich nicht ein. Man speichert keine Wärme und der Wind kühlt einen, beim
Verlassen des Bades, sofort aus. Nach Bad und Abendessen mache ich noch einen Spaziergang zum
Fluß und hole an einem kleinen Seitenbach noch kaltes Trinkwasser. Dann noch ein ausgiebiges
Bad unter abendlichen Sonnenstrahlen. Habe jetzt einen schönen Blick zurück auf die leuchtenden
Eisbrüche der Báðarbunga im Süden. Nach dem Bad schnell in den Schlafsack gekrochen. Schreibe
noch im Reisetagebuch.
Zurück zu Inhalt
nächster Tag